Kommentar
10:30 Uhr, 09.04.2018

So soll die Deutsche Bank gerettet werden

Der neue Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing erläutert in einem Schreiben an die Mitarbeiter, wie das größte deutsche Geldhaus wieder auf Vordermann gebracht werden soll.

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  • Deutsche Bank AG - WKN: 514000 - ISIN: DE0005140008 - Kurs: 11,696 € (XETRA)

Ist das nun der Befreiungsschlag? Mit Christian Sewing hat die Deutsche Bank einen neuen Vorstandsvorsitzenden. Sewing folgt auf den eher glücklosen John Cryan, der zwar zahlreiche Rechtsstreitigkeiten beenden konnte, gleichzeitig aber keine überzeugende Antwort auf die Frage fand, mit welcher Strategie die Deutsche Bank künftig wieder erfolgreich sein kann.

Schon die Ernennung von Christian Sewing hat Symbolcharakter. Denn Sewing kommt nicht etwa von außen in die Deutsche Bank, sondern hat 1989 als Auszubildender bei der Deutschen Bank seine Karriere begonnen und sich bis in die Vorstandsetage nach oben gearbeitet. Anders als Cryan kommt Sewing außerdem aus dem Privat- und Firmenkundengeschäft und nicht aus dem Investmentbanking. Viele sehen darin einen Wink mit dem Zaunpfahl, in welche Richtung es künftig gehen soll. Das Investmentbanking ist zwar in guten Zeiten der eigentliche Ertragsbringer der Bank, sorgt aber gleichzeitig in schlechten Zeiten für erhebliche Risiken in der Bilanz des größten deutschen Geldhauses.

In einem Schreiben an die Mitarbeiter hat Christian Sewing nun erste Andeutungen zur künftigen Strategie der Bank gemacht und gleichzeitig zwischen den Zeilen auch Kritik an seinem Vorgänger John Cryan geübt. Zwar dankt Sewing in den ersten Absätzen Cryan. Anschließend geht Sewing aber hart mit seinem Vorgänger ins Gericht. So kritisiert Sewing, dass man in der Vergangenheit "einige Ziele auf der Kosten- und der Ertragsseite verfehlt habe" und kündigt an, dass sich das nicht mehr wiederholen dürfe: "Gute Gründe mag es hier und da dafür gegeben haben. Aber es hat unserer Bank dennoch geschadet. Das wird das Führungsteam nicht mehr akzeptieren. Hier werden wir harte Entscheidungen treffen und umsetzen", schreibt Sewing an die Mitarbeiter.

Für 2018 erklärt Sewing es deshalb zum Ziel, dass die "Ertrags- und Kostenziele, die wir an jeden Bereich gegeben haben, auch eingehalten werden". Um das zu erreichen, müsse man einerseits "die Jägermentalität zurückgewinnen, uns in allen Geschäftsbereichen steigern und die Messlatte wieder höher legen", fordert Sewing. Andererseits fordert Sewing strikte Kostendisziplin: "Die bereinigten Kosten dürfen dieses Jahr 23 Milliarden Euro nicht übersteigen. Das ist nicht verhandelbar. Die Programme dazu haben wir zum größten Teil entwickelt, wir werden sie konsequent umsetzen. Rückschläge wie im vierten Quartal 2017 dürfen sich unter keinen Umständen wiederholen", schreibt Sewing, der damit recht deutlich Kritik an seinem Vorgänger und der enttäuschenden Geschäftsentwicklung im Schlussquartal 2017 übt. Sewing arbeitete lange Zeit im Controlling der Deutschen Bank und scheint auch hier einen Fokus setzen zu wollen: Unnötige Kosten müssen um jeden Preis vermieden werden.

Auch mit Blick auf die strategische Entwicklung gibt Sewing klare Hinweise, wohin die Reise gehen könnte. Nach dem erfolgreichen Börsengang der Vermögensverwaltung DWS vor einigen Wochen wolle man im Privat- und Geschäftskundenbereich die Verschmelzung mit der Postbank im zweiten Quartal 2018 umsetzen.

Seine größte Baustelle sieht Sewing aber offenbar in der Unternehmens- und Investmentbank, wo man sich "hinsichtlich unserer Ertrags-, Kosten- und Kapitalstruktur weiter verändern" müsse. "Wir werden deshalb genau analysieren, wie wir uns in dem schwierigen Marktumfeld aufstellen wollen. Es gilt, Stärken zu stärken und hier zusätzlich zu investieren. Gleichzeitig wollen wir aber auch Kapazitäten für Wachstum freisetzen, indem wir uns dort zurückziehen, wo wir nicht ausreichend rentabel arbeiten können."

Mit der Andeutung, dass man sich dort zurückziehen wolle, wo man nicht ausreichend rentabel arbeiten könne, könnte auch das Investmentbanking in den USA gemeint sein. Bereits in der Vergangenheit war über einen möglichen Rückzug der Deutschen Bank aus dem US-Investmentbanking spekuliert worden. Denn zum einen hat die Deutsche Bank hier mit Goldman Sachs und den anderen US-Investmentbanken starke Konkurrenten. Zum anderen hatten gerade in den USA empfindliche Strafzahlungen der Deutschen Bank immer wieder das Geschäft vermasselt. Es ist also nicht auszuschließen, dass sich die Deutsche Bank aus dem Investmentbanking jenseits des Atlantiks zurückzieht und dafür das oftmals noch unterentwickelte Investmentbanking in Europa stärken könnte.

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Das komplette Schreiben des neuen Deutsche-Bank-Chefs Christian Sewing an die Mitarbeiter finden Sie hier.

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5 Kommentare

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  • kingmidas
    kingmidas

    Die Deutsche Bank ist neben dem BER Flughafen die größte Schande Deutschlands. Einfach nur der Inbegriff von Dilettantismus.

    20:51 Uhr, 09.04.2018
    1 Antwort anzeigen
  • An500
    An500

    die Deutsche Bank kann NUR mit Chuck Norris als CEO gerettet werden!

    ansonsten kursziel 8€ - 9€!

    19:06 Uhr, 09.04.2018
  • einfach
    einfach

    jährlicher durchschnittsverdienst amerikanischer banken an der us staats refinanzierung ca. 60 mrd $.

    das gleiche für deutsche banken bei der deutschen refinanzierung ca. 500 mio €.

    solange das so bleibt, haben die deutschen großbanken auf dem internationalen parkett keine chance.

    17:50 Uhr, 09.04.2018

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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